Samstag, 19. Juni 2010

RECORDSTORE #3: ZERO ZERO RECORDS




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"Ich hatte 200 Stück davon rumstehen, kein Schwein hat's interessiert. Und dann, 10 Jahre später, schrien alle danach - innert kurzer Zeit hab ich alle verkauft." Diese, ähnliche und andere Geschichten hat mir Hänsel schon ein paar mal erzählt. Ich mag seine Anekdoten, seinen musikalischen Horizont und händlerischen Weitblick. Er weiss heute, was in 10 Jahren gesucht sein wird. Klar kann auch er sich mal verspekulieren, aber Hänsels Devise:"Fast jede Platte wird irgendwann von irgendjemandem gesucht.", trifft eigentlich immer zu. "Man muss halt manchmal einfach ein paar Jahre warten können."
Zum Zero Zero in der Bäckerstrasse in Zürich pflege ich eine ganz besondere Beziehung. Beim wandelnden menschlichen Vinyllexikon aka Hans aka MC Hänsel kaufte ich bereits mit 16 Jahren meine ersten Funk-Platten ein. Hänsel verkaufte mir dem Alphabeth folgend nach und nach die Klassiker der 70er Black Music. Beim ersten Besuch reichte mein Budget gerade von A wie Average White Band bis zum B wie den Bar-Kays. Die beiden nächsten Einkäufe gingen alleine aufs Konto vom Godfather of Soul himself: B wie Brown, James Brown! Ein paar Wochen später kamen dann die Commodores und Lyn Collins dazu... den Rest könnt ihr euch ja denken. Nach dem Funk kam der Soul, dann der Rap, später der Jazz und schliesslich vor ein paar Jahren der Rock. Von der alphabetischen Vorgehensweise bin ich zwar nach dem Funk bereits weggekommen, doch noch heute, gut 15 Jahre später, kann ich bei Hans immer noch meine Wants-List abarbeiten. Was im Zero Zero in den letzten zwanzig Jahren an Rare Grooves über den Ladentisch ging, lässt jedes Sammlerherz höher schlagen. Fazit: Egal, was ihr sucht: rare Disco-Maxis, vergriffenen Oldschool-Rap, rockige Drum-Breaks, Samples oder B-Boy Klassiker: MC Hänsel besorgt euch den Sound und die dazugehörige Story. Check it out!


Name: Zero Zero
Existiert seit: 1992

Angebot:
Funk, Rock, Rap, Reggae, Blues, Jazz, 12"s
Öffnungszeiten:
Mo: geschlossen, Di - Fr: 12 - 18.30h, Sa: 10 - 16h

Kontakt:
Adresse:
Bäckerstrasse 54, Zürich, Schweiz
Telefon:
+41 44 241 85 20
Mail:
john@zerozero.ch
Website:
http://www.zerozero.ch

 

My all-time top 5 LPs
1.
Aynsley Dunbar - To mum from Ansley and the boys
2.
Ramatan - same
3.
Radio Moscow - Brain Cycles
4.
The Heavy - The house that dirt built
5.
Wheedles Groove - Kearney Barton

 
My all-time top 5 Songs
1.
Daybreak - Everything man (soul 7")
2.
Bar-Kays - Give it up (12" Promo)
3.
Willie Bobo - Always there (12")
4.
Motörhead - Jailbait
5.
UFO - Boogie for george (live version)


Shout-Outs from the owner: 
"The world needs tons of records - feel free - relax - next!" MC Hänsel


















































Donnerstag, 10. Juni 2010

ALOE BLACC - LIVE!

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Letzten Freitag war ich Gast-DJ am Helsinki-Soulstew, wo mir Herr Wempe (Sonic Records) steckte, dass Aloe Blacc am Dienstagabend für ein kurzes Promo-Set in die kleine Bombay-Bar im Zürcher Langstrasse-Quartier vorbeischauen würde. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, denn seit ich "I need a dollar" vor ein paar Wochen entdeckte, geht mir die Piano-Hook nicht mehr aus dem Kopf. (Der Song ist übrigens das Intro der HBO Fernsehserie "How to make it in America"). Aloe Blacc war bis anhin vorallem dem Hip-Hop-Publikum ein Begriff, nämlich als MC des Indie-Rap-Duos Emanon (mit DJ/Producer Exile). 
Der aus Los Angeles stammende Musiker spricht fliessend spanisch und nahm auch eine Latin-Version von John Legends "Ordinary people" auf. Sein musikalischer Horizont bewegt sich von Rap über Latin, Folk, Jazz bis hin zum R&B und Soul. Die Metamorphose vom independent MC hin zum hippen Soul-Newcomer hat sich auch äusserlich vollzogen. So trat Aloe Blacc im Giraffenhemd, Veston und Afro-Frisur vor die gespannte Zuschauermenge. Ich dachte nur: "Wow, Motown is back! Der Typ bringt ja nichts wirklich Neues und Revolutionäres, aber was kann daran falsch sein, in die Fussstapfen von Otis, Al, Marvin, Stevie, Bill und Sly zu treten?!" Und dass der gute alte Motown-Soul wieder hip und auch massentauglich ist, haben unter anderem Blaccs Labelkollege Mayer Hawthorne oder die Dap-Kings mit ihrer versoffenen Frontfrau (nein, ich meine nicht Sharon Jones!) unlängst bewiesen. 
Neben ein paar Covers seiner (und meiner) Lieblingssoulnummern wie "Use me" von Bill Withers, "Let's stay together" von Al Green und "If you want me to stay" von Sly Stone sang Aloe Blacc auch noch zwei seiner eigenen Songs. (Bemerkung am Rande: Vor gut zwei Wochen stellte ich meinen Summer-Mix hier zum Download bereit. Da mixte ich Blaccs "I need a dollar" in Sly Stones "If you want me to stay". Beim Showcase staunte ich dann nicht schlecht, als Aloe "déja-vu-mässig" exakt analog die beiden Songs nacheinander interpretierte. Ich habs ihm im Anschluss ans Showcase erzählt und dass mich der Basslauf und das Piano am Ende von Slys Song an seine Piano-Hook erinnerte usw. Er überlegte kurz, schmunzelte und pflichtete mir bei.)
Aloe Blaccs Showcase bestach durch Authentizität und Coolness. Seine Tanzeinlagen erinnerten an die Bar-Kays bei Wattstax. Die Reaktion des anwesenden Publikums war ein wenig verhalten, alleine bei den kurzen Falsett-Einlagen gabs Szeneapplaus. Das wird sich jedoch spätestens im Herbst ändern, wenn Mister Blacc mit seiner Soul-Band (El Michels Affair?!) und dem neuen Album "Good Things" (als Antwort auf Marvin Gayes "What's going on" zu verstehen?!) im Gepäck auf Europa-Tournee kommt und auch in der Schweiz vorbeischaut. 
Manch einer kam wohl nach Blaccs Erstling "Shine Through", spätestens jedoch nach dem gestrigen Abend, zum selben Schluss wie ich: Da hat sich Stones Throw Records wirklich ein Goldkehlchen an Land gezogen! Aloe Blacc vereint alle mir wichtigen Subgenres der Black-Music, und genau deshalb werde ich seine Karriere mit Spannung weiterverfolgen. "Keep that Soul alife!"