Sonntag, 5. Dezember 2010

THE VALUE OF RECORDS

Vor ein paar Wochen wechselte auf Ebay eine Platte für 1'575 USD den Besitzer. An sich nichts besonderes, doch für mich schon, denn dieser heilige Gral des Latin-Jazz steht auch in meiner Sammlung. Die Platte ist toll, keine Frage, aber über fünfzehn-hundert Dollar? Dafür bekommt man ein billiges Occasionsauto oder man wohnt einen Monat. Für Aussenstehende scheinen solche Preise exorbitant, für Plattensammler sind sie (leider) Realität. Was natürlich noch lange nicht heisst, dass alle Vinylfanatiker solche Summen ausgeben. Auf jeden Fall war der Endpreis dieser Auktion für mich Anlass genug, wieder mal über den Wert von Platten zu sinnieren.


Schallplatten haben wie viele andere Sammelobjekte einen materiellen und einen idellen Wert. Der materielle ist mehr oder weniger objektiv und richtet sich bei gesuchten Originalpressungen nach Ebayauktionen (popsike) oder Händlerlisten. Natürlich bestimmen auch Nachfrage und Angebot den Preis. Dabei ist interessanterweise zu beobachten, dass Reissues vielfach den Preis des Originals in die Höhe schnellen lassen, anstatt umgekehrt wie vielleicht angenommen. Doch was bringt einen Sammler dazu, das zigfache des Preises einer Nachpressung für ein Original auszugeben? Es gibt sicherlich verschiedene Beweggründe. Manchmal ist die Soundqualität besser oder die Verarbeitung des Covers hochwertiger. Realistisch betrachtet sind dies jedoch keine plausiblen Gründe, um diese Preise zu rechtfertigen. Aber die Sammler und Jäger - Orginalfetischisten sind wohl fast ausschliesslich männlichen Geschechts - sind auch keine Realisten, sondern kranke Süchtige. Sie wollen das Original, um fast jeden Preis. Lieber keine neuen Schuhe, obwohl die alten Löcher haben, oder ein paar Wochen einen auf Vegetarier machen, um das so gesparte Geld in Vinyl zu investieren. 

Einen hohen Suchtfaktor hat auch das "Diggen", also das Suchen nach Platten. Sei dies auf Flohmärkten, in Brockenhäusern oder neuzeitlich auch virtuell, auf dem weltweiten Netz. Der Kick hierbei ist das Finden einer wertvollen Platte, die man nun fast umsonst bekommt. Natürlich ist die Chance relativ klein, doch aus eigener Erfahrung kann ich schreiben, dass ich immer wieder richtige Perlen gefunden habe. Und war's mal nicht mein Musikgeschmack, hab ich die Platte verkauft und mir damit etwas von meiner Wantslist finanziert. Das Faszinierende am Plattensammeln ist auch der Moment, in dem man die Platte, welche seit fünf Jahren auf der Suchliste steht, endlich sein Eigen nennen kann. Ich hatte früher ziemlich viele Platten und hab mit der Zeit fast den Überblick verloren. 
Afrika Bambaataa aka the "Master of Records" sagte einmal, er kaufe sich eine Platte einfach ein zweites oder drittes Mal, denn das würde eindeutig schneller gehen als die Platte in seiner Sammlung zu suchen, respektive zu finden. Seit Jahren bin ich daran auszumisten, und was ich nicht mehr höre, oder auch Platten, die man relativ leicht wieder finden kann, werden verkauft, um den Erlös sogleich wieder in neues Vinyl zu investieren. Der Kern meiner Sammlung umfasst nur ein paar hundert Platten, sozusagen meine persönliche Essenz jedes Genres. Dafür hat fast jede LP ihre Geschichte (hier wären wir nun beim ideellen Wert), und sie finden auch immer wieder den Weg auf meinen Plattenspieler, was bei grossen Sammlungen fast nicht möglich ist. Anzeichen für eine zu grosse Sammlung sind meiner Meinung nach, wenn man gar nicht mehr weiss, welche Platten man alle besitzt. Um dies herauszufinden, gibt es ein kleines Spiel: Man bittet eine Person, blindlings ein paar Platten aus der Sammlung rauszupflücken und dann von jeder ein beliebiges Stück laufen zu lassen. Wenn man dann die Platte nicht erkennt, hat man bereits verloren. Ich habe vor 10 Jahren regelmässig verloren.
Aber wo liegt jetzt nun eigentlich die Schmerzgrenze des Kaufpreises einer Schallplatte? Ich kenne Sammler, die geben nie mehr als 50 $ für eine Platte aus, andere nicht mehr als 100 $, bei wieder anderen ist die Grenze bei 1000 $ und für die letzten ist wohl die Frage des Preises gar keine. Noch eine Stufe abstruser wird es bei denjenigen collectors, welche "sealed records", also noch verschweisste Platten, sammeln. Sie kaufen also für Unsummen Tonträger, ohne dass je eine Nadel das Vinyl sieht. Sie wissen nicht mal mit absoluter Sicherheit, ob die richtige Patte in der Hülle ist. 
Die extremste Aussage, welche ich je gelesen hatte, war diejenige von Tim Brown in Kev Roberts Northern Soul Bibel "Northern Soul Top 500". Tim besitzt eine von zwei bekannten Soul 45s von Frank Wilsons "Do I love you (indeed I do)". Der schottische DJ und Sammler Kenny Burrell kaufte 1999 die andere 7-inch und bezahlte dafür 15'000 GBP. Tim meint dazu: "A truly awesome piece of vinyl, and worth every penny of fifteen grand!" Hier könnt ihr euch den Song anhören, entscheidet selbst ob jede Sekunde 155 Dollar Wert ist.






Sonntag, 21. November 2010

A TRIBUTE TO THE BEATLES

The Beatles. John, Paul, George und Ringo. Die vier Jungs aus Liverpool, England, haben mit ihrem Sound die Welt verändert. Kaum ein Tag, an dem nicht ein Song des berühmtesten (und besten?!) Songwriter-Duos Lennon/McCartney (28 Nr.-1-Singles in den USA) aus der Radiobox rieselt. Sie verkauften mehr Tonträger als alle Künstler vor und nach ihnen (ca. 1.3 Milliarden). Ich könnte noch seitenweise Superlativen der Band auflisten, doch für die meisten ist sowieso klar, dass The Fab Four die Band schlechthin waren, sind und für immer bleiben werden.

Die Pilzköpfe haben ihre wichtigsten Alben, darunter das erste Konzeptalbum der Popmusik "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" oder eines meiner liebsten "Abbey Road", alle zwischen 1963 (Please Please Me) und 1970 (Let it be) aufgenommen. In einer Zeit also, in der z.B. auch James Brown seine grössten Hits schrieb. Die 60er waren in der Geschichte der schwarzen Musik die Jahre des Soul, welcher dann anfangs der 70er vom Funk abgelöst wurde. Für mich musikhistorisch eines der wichtigsten Jahrzehnte überhaupt. Meine Plattensammlung würde um fast einen Drittel schrumpfen, müsste ich diese Jahrgänge aussortieren. Und gerade weil die Dichte des musikalischen Schaffens in dieser Ära so unglaublich gross war, beeinflussten sich die Künstler gegenseitig und viele Songs erhielten eine neue Seele eines anderen Genres eingehaucht. Es war also nur eine logische Konsequenz, dass Tausende von Künstlern sich an den Songs der Beatles bedienten, resp. vergriffen. Eine nicht alltägliche Auswahl aus den Genres Folk, Jazz, Rock, Soul, Reggae und Funk hab ich hier für euch ausgegraben und zusammengestellt. "Just hit the play (or download) button, and enjoy the worlds greatest band like you've never heard them before!"

DOWNLOAD DJ PESA's tribute to THE BEATLES


Donnerstag, 4. November 2010

HAPPY BIRTHDAY LES DEMERLE

Lester William DeMerle wird heute 64 Jahre alt. Normalerweise ein Alter, um in Rente zu gehen, oder? Aber gibt es überhaupt pensionierte Musiker - wohl nicht. Der in Brooklyn, New York, geborene Drummer (und Sänger!) studierte Schlagzeug und Perkussion sowie Musiktheorie und Harmonielehre. Er spielte bereits 16-jährig mit dem grossen Vibraphonvirtuosen Lionel Hampton.
1971 zog er nach Los Angeles und gründete die Band Transfusion, welche die Hausband im "The Cellar" Club war. Mit Transfusion nahm er auch die gleichnamige LP mit dem Hammer-Track "Moondial" auf. Der wohl aber bekannteste Song in Crate-Digger-Kreisen ist die phänomenale Coverversion des Beatles-Klassikers "A day in the life", zu finden auf der raren Spectrum-LP (1968). Ein grosser Dank geht an Buckwild, welcher uns 1994 mit OC's "Time's up" dieses tolle Sample ausgegraben hat.









Montag, 18. Oktober 2010


The Champ - Einer der ganz grossen Funk/B-Boy-Klassiker. Hier ein seltener Live-Mitschnitt einer KPM Allstars Night vom 6. Oktober 2006 im Jazz Cafe London. Mittendrin statt nur dabei - man steht praktisch live neben Library-Gott Alan Hawkshaw und sieht wie er in die Tasten seiner B3 haut. Irgendwie befremdend und bewegend zugleich, aber das ist wohl normal wenn Studiomusiker auf der Bühne stehen.

Das ganze KPM Allstars line-up war:

Conductors -- Keith Mansfield, Duncan Lamont, James Cameron, James Clarke
Trumpets - Steve Sidwell, Simon Gardner, Noel Langley
Trombones - Cliff Hardie, Colin Sheen, Dave Stewart
Saxes - Andy Mackintosh, Jamie Talbot, Phil Todd
Keyboards - Richard Cottle, Alan Hawkshaw
Guitar - Mitch Dalton
Bass - Dave Richmond
Drums - Ralph Salmins
Guest Drummer -- Brian Bennett
Percussion - Frank Ricotti
Vocals -- Madeline Bell, Kirsty Hawkshaw
Compere -- Peter Cox


Sonntag, 10. Oktober 2010

THE COVER ART OF BLUE NOTE REC.

















Blue Note Plattencover oder quadratische 31.5 cm x 31.5 cm pures Design. Die Plattencovers des Kult-Jazz-Labels Blue Note könnte man sich ungeniert ins Wohnzimmer hängen. Zu verdanken haben wir die zeitlos ästhetischen Wunderwerke allen voran zwei Personen.
Zum einen dem Fotografen Francis Wolff, zum andern dem Designer/Grafiker Reid Miles. Wolff gründete 1939 in New York zusammen mit Alfred Lion (beide übrigens früher in Berlin wohnhafte Juden, welche zur Zeit des Naziregimes in die USA emmigrierten) das legendäre Plattenlabel Blue Note Records.

Ab den frühen 50er-Jahren arbeitete Reid Miles als Grafiker für Blue Note Records. Wolff lieferte Miles authentische Momentaufnahmen der Jazzprotagonisten ab und dieser gestaltete damit einige der besten und prägendsten Schallplattencovers der Musikgeschichte. Rund 500 Covers in 15 Jahren entstanden auf diese Art und Weise.



Die Symbiose aus Wolffs Aufnahmen und Miles' an die konkrete Kunst erinnernden monotonen Farbblöcken, gepaart mit aussergewöhnlichen Fonts, bewegen sich zwischen typografischen Meisterleistungen und Kunst.
Erstaunlicherweise hörte sich Miles die Musik, für welche er die Covers gestaltete, nie an. Er bevorzugte klassische Musik und holte sich seine Inspiration aus Unterhaltungen mit Alfred Lion.




Vor anderthalb Jahren veröffentlichte der Designer Logan Walters eine Serie von eigens gestalteten Wu-Tang Plattencovers, inspiriert durch das Artwork der alten Blue Note Covers. Obwohl die Ikonen von Reid Miles für mich unerreicht bleiben, so können sich Walters' Entwürfe durchaus sehen lassen.























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Freitag, 8. Oktober 2010

MNROTM: "WHAT IT IS" BY S.O.U.L.














ARTIST: S.O.U.L.
ALBUM: What it is
LABEL: Musicor MS 3195
RECORDED: 1971

S.O.U.L. steht für Sounds of Unity and Love.
Die Platte ist ein Soul/Funk-Klassiker, bei DJs sehr beliebt und vielleicht auch deshalb vor einigen Jahren auf BGP als Reissue wiederveröffentlicht worden.
Die vierköpfige Band aus Cleveland, OH bestand aus Lee Lovett (bass), Gus Hawkins (sax/flute), Paul Stubblefield (drums) und Walter Winston (guitar). Larry Hancock (vocals/organ) kam 1971 zur Band und Bernard (Beloyd) Taylor (guitar) ersetzte Winston 1972. 
S.O.U.L. gewann 1970 einen Bandcontest. Der Hauptpreis bestand aus 1000 Dollar und einem Plattendeal beim Label Musicor Records. Die vier Jungs gingen nach New York und nahmen zuerst ein paar Singels und dann das Album auf. Von den sieben LP-Titeln sind deren vier Covers. Vorallem die Versionen der Klassiker "Burning Spear" und "Express Yourself" gehören zu den besten je eingespielten. 






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Montag, 27. September 2010

JAMES TATUM "CONTEMPORARY JAZZ MASS"

Nach rund zweimonatiger Sommerpause bin ich zurück mit einem Jazzleckerbissen aus Detroit. Wenn man die Motor-town und das Black Music Genre durch den Fleischwolf dreht kommt unten meistens Soul-Queen Aretha Franklin oder Rap-Superstar Eminem raus. Für einmal steht jedoch ein ganz anderer im Scheinwerferlicht - der Jazzpianist James Tatum.
Mr. James Tatum himself beantwortete mir exklusiv einige Fragen zu seinem Spiritual-Jazz Meisterwerk "Contemporary Jazz Mass". 
Als ich das Album vor ca. drei Jahren das erste Mal hörte war ich überwältigt. So etwas hatte ich zuvor noch nie gehört. Ruhiger, melancholischer, spiritueller Modaljazz mit teilweise fast meditativem Charakter. Hier schon mal eine kleine Kostprobe...



The Interview

Pesa: "The "Jazz Mass" album is on your own label JTTP records. Why and when did you start your own label?"

James Tatum:"The James Tatum Trio Plus has been incorporated as a business in entertainment since 1969,  All original compositions copyrights are in the exclusive property of JTTP, Inc."



Pesa: "Do you know how many copies of this record have been pressed?"

James Tatum: "In the beginning year of 1975, there were over 5'000 pressed recorded LP's made during this year."


Pesa: "There exist two different covers of the record. One is in color, the other one is just black and white. What's the story behind these two different covers?"


James Tatum:"At that time, I wanted to find out which cover would be markable for direct promotion. The first choice was color but the black and white was more economical."


Pesa: "What was the reaction and feedback of the crowd in the church in May 1973, when you played your jazz mass for the first time?"


James Tatum:"It was a big success. Since that year, The Contemporary Jazz Mass has been performed in many of the Catholic churches in the city of Detroit. Excerpts from the Jazz Mass has been performed in other denomination churches. Other cities such as Chicago, Dallas and Minneapolis."
 

Pesa:  "Was the LP recorded in May 1973 during that first performance in the St. Cecilia church?"

James Tatum: "No, it was not recorded during the first performance, but later in 1974 at St. Cecilia Church."


Pesa: "Have you planned to perform in Europe again, maybe even in Switzerland?"

James Tatum: "By special request from the Arts Council of Switzerland, I would love to perform The Contemporary Jazz Mass in Concert."
 
In 2008, the revised Contemporary Jazz Mass has been recorded on DVD.

Mr. James Tatum, Thank you very much for talking from behind the scenes of an extraordinary jazz record!

James Tatum ist heute noch als Jazzpianist und Komponist tätig. Er geht regelmässig in Schulen und fördert bei Schülern und Studenten das Verständnis für die Jazzmusik und deren Geschichte. Mit seiner James Tatum Foundation versucht er junge Talente in verschiedenen künstlerischen Bereichen zu fördern.
Checkt seine Webseiten:


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Samstag, 17. Juli 2010

MNROTM: "RASS!" BY MONTY ALEXANDER

ARTIST: Monty Alexander
ALBUM: Rass!
LABEL: MPS 25352
RECORDED: 1974

MNROTM steht für "My new record of the month". 

Monty Alexanders "Rass!" ist ein Knaller. Der 1944 in Kingston, Jamaica geborene Jazz-Pianist vereinigt auf dieser LP warmen Souljazz mit karibischen Reaggaeriddims. Das Ergebnis: der perfekte Sommersoundtrack! Das Album wurde 1974 in Kingston aufgenommen und auf dem deutschen Jazzkultlabel MPS (Musik Produktion Schwarzwald) veröffentlicht. Es existieren zwei Versionen, eine deutsche und die amerikanische (Bild). Beide fehlen leider meistens in den Plattenlädenabteilungen des Künstlers. Mein persönliches Highlight der Platte ist das Al Green Cover "Love and happiness", welches die Verschmelzung von Soul, Jazz und Reggae perfekt auf den Punkt bringt. Mit Monty am Rhodes und dem virtuosen Ernest Ranglin an der Gitarre kann ja eigentlich gar nichts schief gehen, oder?! "A native Jamaican expatriate named MONTY ALEXANDER returns to Kingston to play music with his local friends... music which isn't really heard any more there in any serious context. Rhythm dominates this session... sometimes heavy, sometimes light".

Monty Alexander - Love and happiness

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Samstag, 19. Juni 2010

RECORDSTORE #3: ZERO ZERO RECORDS




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"Ich hatte 200 Stück davon rumstehen, kein Schwein hat's interessiert. Und dann, 10 Jahre später, schrien alle danach - innert kurzer Zeit hab ich alle verkauft." Diese, ähnliche und andere Geschichten hat mir Hänsel schon ein paar mal erzählt. Ich mag seine Anekdoten, seinen musikalischen Horizont und händlerischen Weitblick. Er weiss heute, was in 10 Jahren gesucht sein wird. Klar kann auch er sich mal verspekulieren, aber Hänsels Devise:"Fast jede Platte wird irgendwann von irgendjemandem gesucht.", trifft eigentlich immer zu. "Man muss halt manchmal einfach ein paar Jahre warten können."
Zum Zero Zero in der Bäckerstrasse in Zürich pflege ich eine ganz besondere Beziehung. Beim wandelnden menschlichen Vinyllexikon aka Hans aka MC Hänsel kaufte ich bereits mit 16 Jahren meine ersten Funk-Platten ein. Hänsel verkaufte mir dem Alphabeth folgend nach und nach die Klassiker der 70er Black Music. Beim ersten Besuch reichte mein Budget gerade von A wie Average White Band bis zum B wie den Bar-Kays. Die beiden nächsten Einkäufe gingen alleine aufs Konto vom Godfather of Soul himself: B wie Brown, James Brown! Ein paar Wochen später kamen dann die Commodores und Lyn Collins dazu... den Rest könnt ihr euch ja denken. Nach dem Funk kam der Soul, dann der Rap, später der Jazz und schliesslich vor ein paar Jahren der Rock. Von der alphabetischen Vorgehensweise bin ich zwar nach dem Funk bereits weggekommen, doch noch heute, gut 15 Jahre später, kann ich bei Hans immer noch meine Wants-List abarbeiten. Was im Zero Zero in den letzten zwanzig Jahren an Rare Grooves über den Ladentisch ging, lässt jedes Sammlerherz höher schlagen. Fazit: Egal, was ihr sucht: rare Disco-Maxis, vergriffenen Oldschool-Rap, rockige Drum-Breaks, Samples oder B-Boy Klassiker: MC Hänsel besorgt euch den Sound und die dazugehörige Story. Check it out!


Name: Zero Zero
Existiert seit: 1992

Angebot:
Funk, Rock, Rap, Reggae, Blues, Jazz, 12"s
Öffnungszeiten:
Mo: geschlossen, Di - Fr: 12 - 18.30h, Sa: 10 - 16h

Kontakt:
Adresse:
Bäckerstrasse 54, Zürich, Schweiz
Telefon:
+41 44 241 85 20
Mail:
john@zerozero.ch
Website:
http://www.zerozero.ch

 

My all-time top 5 LPs
1.
Aynsley Dunbar - To mum from Ansley and the boys
2.
Ramatan - same
3.
Radio Moscow - Brain Cycles
4.
The Heavy - The house that dirt built
5.
Wheedles Groove - Kearney Barton

 
My all-time top 5 Songs
1.
Daybreak - Everything man (soul 7")
2.
Bar-Kays - Give it up (12" Promo)
3.
Willie Bobo - Always there (12")
4.
Motörhead - Jailbait
5.
UFO - Boogie for george (live version)


Shout-Outs from the owner: 
"The world needs tons of records - feel free - relax - next!" MC Hänsel


















































Donnerstag, 10. Juni 2010

ALOE BLACC - LIVE!

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Letzten Freitag war ich Gast-DJ am Helsinki-Soulstew, wo mir Herr Wempe (Sonic Records) steckte, dass Aloe Blacc am Dienstagabend für ein kurzes Promo-Set in die kleine Bombay-Bar im Zürcher Langstrasse-Quartier vorbeischauen würde. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, denn seit ich "I need a dollar" vor ein paar Wochen entdeckte, geht mir die Piano-Hook nicht mehr aus dem Kopf. (Der Song ist übrigens das Intro der HBO Fernsehserie "How to make it in America"). Aloe Blacc war bis anhin vorallem dem Hip-Hop-Publikum ein Begriff, nämlich als MC des Indie-Rap-Duos Emanon (mit DJ/Producer Exile). 
Der aus Los Angeles stammende Musiker spricht fliessend spanisch und nahm auch eine Latin-Version von John Legends "Ordinary people" auf. Sein musikalischer Horizont bewegt sich von Rap über Latin, Folk, Jazz bis hin zum R&B und Soul. Die Metamorphose vom independent MC hin zum hippen Soul-Newcomer hat sich auch äusserlich vollzogen. So trat Aloe Blacc im Giraffenhemd, Veston und Afro-Frisur vor die gespannte Zuschauermenge. Ich dachte nur: "Wow, Motown is back! Der Typ bringt ja nichts wirklich Neues und Revolutionäres, aber was kann daran falsch sein, in die Fussstapfen von Otis, Al, Marvin, Stevie, Bill und Sly zu treten?!" Und dass der gute alte Motown-Soul wieder hip und auch massentauglich ist, haben unter anderem Blaccs Labelkollege Mayer Hawthorne oder die Dap-Kings mit ihrer versoffenen Frontfrau (nein, ich meine nicht Sharon Jones!) unlängst bewiesen. 
Neben ein paar Covers seiner (und meiner) Lieblingssoulnummern wie "Use me" von Bill Withers, "Let's stay together" von Al Green und "If you want me to stay" von Sly Stone sang Aloe Blacc auch noch zwei seiner eigenen Songs. (Bemerkung am Rande: Vor gut zwei Wochen stellte ich meinen Summer-Mix hier zum Download bereit. Da mixte ich Blaccs "I need a dollar" in Sly Stones "If you want me to stay". Beim Showcase staunte ich dann nicht schlecht, als Aloe "déja-vu-mässig" exakt analog die beiden Songs nacheinander interpretierte. Ich habs ihm im Anschluss ans Showcase erzählt und dass mich der Basslauf und das Piano am Ende von Slys Song an seine Piano-Hook erinnerte usw. Er überlegte kurz, schmunzelte und pflichtete mir bei.)
Aloe Blaccs Showcase bestach durch Authentizität und Coolness. Seine Tanzeinlagen erinnerten an die Bar-Kays bei Wattstax. Die Reaktion des anwesenden Publikums war ein wenig verhalten, alleine bei den kurzen Falsett-Einlagen gabs Szeneapplaus. Das wird sich jedoch spätestens im Herbst ändern, wenn Mister Blacc mit seiner Soul-Band (El Michels Affair?!) und dem neuen Album "Good Things" (als Antwort auf Marvin Gayes "What's going on" zu verstehen?!) im Gepäck auf Europa-Tournee kommt und auch in der Schweiz vorbeischaut. 
Manch einer kam wohl nach Blaccs Erstling "Shine Through", spätestens jedoch nach dem gestrigen Abend, zum selben Schluss wie ich: Da hat sich Stones Throw Records wirklich ein Goldkehlchen an Land gezogen! Aloe Blacc vereint alle mir wichtigen Subgenres der Black-Music, und genau deshalb werde ich seine Karriere mit Spannung weiterverfolgen. "Keep that Soul alife!"









Sonntag, 23. Mai 2010

SUMMER MIX

Endlich Sonne! Und damit man die sommerlichen Temperaturen doppelt geniessen kann gibts hier noch die passende Musik dazu. Ein 15-minütiger Mix aus good feel grooves. Einfach downloaden, auf den iPod laden und den Sommer geniessen, viel Spass!



DOWNLOAD DJ PESA - SUMMER MIX

Dienstag, 18. Mai 2010

RECORDSTORE #2: SONIC RECORDS




Im Schweizer Vinyl-Mekka Zürich gibt es unzählige Plattenläden. Einer davon ist der von Klemens Wempe geführte Sonic Records. Sobald man den Laden betritt, taucht man ein in die Welt der schwarzen Musik. Wer überteuerte Raritäten und schlechte Musik sucht, wird hier nicht fündig. Das Sortiment setzt sich vor allem aus Classics und Neuheiten der Genres Rap, Funk und Soul zusammen, wobei man auch immer wieder mal Sachen entdeckt, die man vorher nicht kannte. Der Sonic ist aber noch mehr als ein Plattenladen. Nebst dem schwarzen Gold lassen sich hier auch eine kleinere oder grössere Auswahl an Mixtapes, Magazines, Büchern, DVDs und T-Shirts finden. Einfach alles, was den künstlerischen Wert der Hip-Hop- und Black Music-History unterstreicht. Man spürt die Liebe zur Oldschool, zur Soul- und Funk-Musik, zu ihrer Geschichte und ihren Protagonisten. Inhaber Klemens Wempe trifft man auch regelmässig hinter den Plattentellern an. Als DJ Soulsonic hat er zusammen mit CEO Müller die erfolgreiche Partyserie "Rap-History", welche unter anderem bereits Ableger in Berlin und Warschau fand, ins Leben gerufen. Zudem lässt Wempe zusammen mit den Herren Novak und Sanfilippo allmonatlich im Zürcher Club Helsinki als "Helsinki Soul Stew" den Soul aufleben.

Sonntag, 16. Mai 2010

HAPPY BIRTHDAY BILLY COBHAM

10, 15 oder beinahe 20 Jahre? Keine Ahnung mehr, wie lange es her sein mag, dass ich Billy Cobham live erleben durfte. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wie es mich in diesen Luzerner Drummershop verschlagen hatte, wo ich mit ca. 50 anderen Typen (bis auf mich wahrscheinlich alles Schlagzeuger) Billy Cobhams Set mitverfolgte. Was mir jedoch noch genau in Erinnerung

Sonntag, 9. Mai 2010

MNROTM: "DOROTHY'S HARP" BY DOROTHY ASHBY



ARTIST: Dorothy Ashby
ALBUM: Dorothy's Harp
LABEL: Cadet LPS-825
RECORDED: March, 1969, Chicago

MNROTM steht für "My new record of the month". Auf diese Platte musste ich lange warten. An Börsen nicht zu finden und online ziemlich teuer. Umso grösser war die Freude, als ich die Platte endlich auf meinem 1210er drehen sah. Bereits nach einmaligem Durchhören war klar: jeder Cent hat sich gelohnt. Abgesehen von den gesampleten Parts, welche mich als Sample-Digger natürlich besonders interessieren, bietet "Dorothys Harp" noch ganz viel mehr und bleibt somit auch ganz klar in den Crates in meinem Zimmer. (Da bleiben übrigens nur Platten, welche ich von A-B durchhöre ohne zu skippen. Das sind die wenigsten, aber "Dorothys Harp" gehört eindeutig dazu.) Damit ihr wisst, was euch entgeht, wenn ihr die Platte nicht kennt, zitiere ich die Liner-Notes: "DOROTHY'S HARP is a magical experience, indeed! It shimmers, glimmers and soars! It's funky, baroque and beautiful. Soulful, haunting, melodic. And besides that, it sounds good." Als Zückerchen gibts Odell Brown am Fender Rhodes Piano. Aber hört doch einfach mal rein... "the windmills of your mind".


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Dienstag, 20. April 2010

IN MEMORIAM OF GURU (GANGSTARR)

Keith Edward Elam aka Guru verstarb heute im Alter von 43 Jahren. Nachdem uns beinahe wöchentlich Meldungen über den Tod von Soul-, Funk- und Jazzgrössen ereilen, ist nun auch einer der ganz grossen des Rap seiner Krankheit erlegen. Bereits vor knapp zwei Monaten konnte man via Gurus Produzenten Solar vernehmen, dass

Dienstag, 13. April 2010

HAPPY BIRTHDAY AL GREEN

Al Green wurde heute, am 13. April, vor 64 Jahren in Forrest City, Arkansas, geboren. Entdeckt wurde er vom Soul-Veteranen Willie Mitchell, welcher am 5. Januar 2010 verstarb (R.I.P.). Auf Mitchells Label (Hi-Records) nahm Green die meisten seiner Alben auf. Wie zuvor Sam Cooke oder Otis Redding verschmolz er Rhythm & Blues mit Gospelmusik. Seine Songs schrieb er meist selber; sie spiegelten seinen momentanen Gefühlszustand. Greens einzigartige Falsettstimme und der begleitende Orgelsound sind unverkennbar und zeitlos. Sein erstes Gastspiel in den Hitparaden gab er 1967 mit "Back up train". Zwei Höhepunkte in Al Greens Discographie sind sicherlich die beiden 1972 erschienenen Alben "Let's stay together" und "I'm still in love with you" - zwei meiner absoluten Lieblingssoulplatten.

Samstag, 10. April 2010

DIZZY BATS "The light and the dark"

Da ich einen Musikblog betreibe, soll man anstatt nur über Musik zu lesen, auch Musik hören können. Zukünftig werde ich dann und wann ein Album zum Download bereitstellen. Keine aktuellen Veröffentlichungen, sondern alte Aufnahmen ab Vinyl, welche nicht mehr erhältlich und somit dem grossen Publikum gar nicht zugänglich sind.

Donnerstag, 8. April 2010

ONLINE DIGGIN' VS OLDSCHOOL DIGGIN'

Das Internet ist allgegenwärtig und stillt alle nur erdenklichen Bedürfnisse. Klar, dass da auch Vinylliebhaber aus der ganzen Welt auf dem weltweiten Netz ihrer Sucht nachgehen. Noch bis vor 10 Jahren ging ich ausschliesslich in Plattenläden, auf Flohmärkte und an

Freitag, 2. April 2010

RECORDSTORE #1 : CO-MIX REMIX



Kaum zu glauben aber wahr: Im schönen Städtchen Luzern gibt es nur gerade einen nennenswerten Plattenladen. Früher war die erste Anlaufstelle für Vinylliebhaber der Lollypop, später der Doobop Records (1997-2004). Ab dann war man als Vinyljunkie ziemlich auf Entzug und musste seinen Stoff andersweitig beschaffen. Seit gut drei Jahren kann man jedoch auch wieder in der Innerschweiz dem schwarzen Gold nachsteigen. Der Plattenladen bietet einen guten Mix aus Neuveröffentlichungen und Secondhand 12- und 7-inches aus diversen Genres.

Donnerstag, 1. April 2010

IN MEMORIAM OF MARVIN GAYE

Heute vor 26 Jahren starb einer der ganz grossen des Soul: Marvin Gaye. Er wurde am 2. April 1939 in Washington DC geboren. Zuerst war er Drummer, bevor er 1962 sein Gesangsdebut gab. Er arbeitete mit Produzenten wie z.b. Holland-Dozier, Smokey Robinson oder dem genialen Norman Whitfield, welcher für Gayes 68er-Hit "I heard it through the grapevine" verantwortlich war. Auch in diesem Jahr nahm Marvin Duette mit der Sängerin Tammi Terrell auf, die bekanntesten unter ihnen sind sicherlich "Ain't no mountain high enough" und "You're all I ned to get by". Als Tammi 1970 während eines Konzertes plötzlich auf der Bühne zusammenbrach und anschliessend an einem Gehirntumor starb, zog sich Gaye ein Jahr vom Showgeschäft zurück. Neben Tammis Tod gab es

Donnerstag, 25. März 2010

HAPPY BIRTHDAY "QUEEN OF SOUL"

Aretha Franklin ist am 25. März 1942 in Memphis, Tennessee geboren. Ihre Mutter war schon Gospelsängerin, sie verliess jedoch die Familie als Aretha sechs Jahre alt war. So wuchs Aretha bei ihrem Vater, welcher Priester war und in dessen Gospelchor sie auch mitsang, auf. Jerry Wexler, der Vizepräsident von Atlantic Records kümmerte sich